Hanau-Steinheim, 13. Januar 2010 – PR-Offensive aus lauter Verzweiflung? Selten gesteht man auch in der Hotellerie Finanzierungsprobleme. Die sehr schwierigen Verhandlungen mit Banken gehörten bislang ins KĂ€mmerlein â nach auĂen hin gab man sich stets jovial. Nicht so Gabriele Christ. Die EigentĂŒmerin des Best Western Premier Hotel Villa Stokkum Hanau beklagt nun die offenbar fehlgeschlagenen Kreditverhandlungen.
FĂŒr einen Erweiterungsbau ist Fremdkapital nötig. Zur BonitĂ€tsprĂŒfung werde das zurĂŒckliegende, schwache GeschĂ€ftsjahr 2009 zugrunde gelegt, so Christ. 2009 musste ein starker UmsatzrĂŒckgang verkraftet werden.
„Zeitweise hatten wir UmsatzrĂŒckgĂ€nge von bis zu 25 Prozent zu beklagen, da einige unserer besten Firmenkunden ihre GeschĂ€ftsreiseaktivitĂ€ten komplett eingestellt hatten – ein Vorgang mit fĂŒr uns wirtschaftlich tief greifenden Auswirkungen“, so Christ. „Erst im letzten Quartal 2009 stabilisierte sich die Situation wieder, sodass wir unter dem Strich mit einem Minus von 18 Prozent zum Vorjahr und rund 15 Prozent zu den davor liegenden Jahre abschlieĂen werden“, so Christ.
„Ein Teufelskreis, der beispielhaft zeigt, wie dringend notwendige Investitionen, zur Ankurbelung der Mittelstandswirtschaft, gehemmt werden. Trotz einer durch externe Berater bestĂ€tigten ausgezeichneten BetriebsfĂŒhrung, exzellenten Managementleistungen und ausreichend Sicherheiten wird uns durch die Banken eine sinnvolle Betriebsentwicklung verweigert. Wir fĂŒhlen uns ausgebremst und behindert“, kritisiert Christ die Kreditinstitute.
Schwierig gestaltet sich auch die praktische Umsetzung des neuen Mehrwertsteuersatzes, der sich ausschlieĂlich auf die Beherbergung, nicht aber gastronomische Leistungen erstreckt: „Ein durchaus komplizierter Vorgang bei Pauschalpreisen und insbesondere bei GeschĂ€ftsreisenden – also unser primĂ€res Klientel – die beispielsweise ihr FrĂŒhstĂŒck vom Arbeitgeber nur zum Teil erstattet bekommen“, erlĂ€utert Christ. „Damit verteuern sich Mahlzeiten relativ zum Ăbernachtungspreis und werden so hĂ€ufiger erst kurzfristig in Anspruch genommen – dies wiederum bringt ein logistisches Risiko fĂŒr uns mit sich.“
Um ein Zeichen zu setzen, hatte das Vier-Sterne-Hotel 2009 einen Auszubildenden mehr als im Vorjahr eingestellt und Umbauarbeiten in Eigenregie durchgefĂŒhrt: „Die letzten 80 unserer 135 Zimmer wurden mit einem neuen Teppich ausgestattet und zwei VeranstaltungsrĂ€ume wurden umgebaut sowie renoviertâ, berichtet Christ.